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es betreten die bühne: die ameise    und  ein reh

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             es liegt schnee. ein neuer klang dieser stille, den ich mag.   in der letzten nacht hat ein wolf zwei schafe gerissen und ein jungtier verletzt. und ich erinnere dieses augenpaar, das durch den lichtstrahl meiner kopflampe sichtbar wurde, als ich den schlafsack einrollte, um in meiner wohnung in schutz vor dem gewitter zu sein. das war im spätherbst, draußen beim lottangarten.

 

           wenn ich jetzt an die tiere draußen denke, spüre ich eine zärtlichkeit. im schnee sehe ich ihre spuren.

        ich erkenne auch meine schuhabdrücke von vor wenigen tagen.

           die ausschnitte unserer wahrnehmung der welt sind klein und unbeständig.

          ich atme. ich esse und trinke.das ist viel.

          ich atme, esse und trinke die landschaft, in der ich bin.

        in meinem blut der wald. salze und mineral der berge. ich werde und wachse zu einer landschaft, die ich liebe.

        ich atme den wolf, die schafe von letzter nacht. Ich bin nicht weniger ängstlich, nicht weniger mutig. die erde nimmt               alles auf. blut. schweiß. und sie wandelt es in neues leben.

 

 

 

        im fortlauf der nacht wird es eine weitere episode geben. irgendwo in einer stadt.

 

 

 

 

 

       „wut ist aber bestimmt kein gutes gefühl, wenn du ein tier töten gehst.“

            ich trete etwas näher an dich heran, lege meine handfläche auf dein herz und spreche sehr leise zu dir. „mut, und             zutrauen, dankbarkeit und demut; wo ein leben in tod übergeht. vielleicht.“

 

war es an dem tag, als dir die aprikosenmarmelade am topfboden schwarz und bitter angebacken ist? ich weiß es nicht mehr.

        so wie du es bald nicht mehr wußtest, daß es zwei jungziegen waren in diesem Jahr.

 

 

 

 

               auf einer kleinen stoffrolle buddhistischer tempelmalereien liegt ein toter schmetterling.

                    unversehrt und behutsam wird er übergeben.

 

 

 

 

 

      im letzten jahr um diese zeit lag schnee beim auftrieb der ziegen. es lag hoher schnee und ich habe mir gern zugesehen. die               dämmerung hat begonnen. was für ein schönes licht. leise steige ich hinab.

 

 

 

 

 

 

                      du stehst bei mir. deine hände stecken in den hosentaschen. einem sicheren ort, denke ich.

 

 

 

 

 

 

 

                                                                               

 

                Ich sehe mich mit der Kiepe den Bergpfad laufen, am Gletscherboden in den Hohen Tauern. Ich trage die blaue Sennerinnenhose.

Ich mag das Bild von mir. Es steht neben dem Computer.

 

 

 

 

                          Was ist Freiheit? Ein Gefühl? Ein Gedanke? Ein Zustand? Oder eine Möglichkeit?

 

 

 

 

 

 

 

 

Später spüre ich den heißen Tee in meiner Brust fließen. Die Lebkuchensterne werden nun doch weich in der kalten Kirche. Ich betrachte den Baum. Dort oben könnten doch noch einige von den Styroporkugeln hängen. Ich stelle die Tasse wieder auf die Holzbank und hole die Leiter.       In einer sehr kleinen Dorfgemeinschaft sind Harmonie und Toleranz bedeutend.

 

                             

                              Was ist Frieden? Ein Wort? Eine Entscheidung? Ein Gefühl? Ein Zustand?

 

 

 

 

 

 

als ich noch lag, und mir der duft von lavendel in meiner nase bewußt wurde, kam der gedanke, daß du heute fort fährst. ich erinnerte dein gesicht, nahm meine hände hoch an meins und probierte aus, wie ich deines berühren könnte, um dich zu verabschieden. vielleicht genau so. im stillen wort. ganz bei mir, bei dir, bei den hirschen, dem blut, dem wind, und der stille.

 

 

 

 

 

 

                vier schläge der kirchenglocke. und das mondlicht liegt auf dem bißchen schnee. 

                  es ist wieder so still und ruhig. wie mir das gut tut. 

 

 

 

 

 

 

                        ein kinderjanker aus wolle, mit kleinen gelben federchen in herznähe.

 

                       ein schwarzweißfoto hängt bei ihm, es zeigt eine berglandschaft. 

 

 

 

 

 

 

 

           

heute bin ich durchlässig für die schönheit der welt die ich bin

 

 

 

                    meine dankbarkeit heute löscht dein leiden in dir und mir. 

 

 

 

 

 

 

                                           Dieses Kind und der Mann im gelben Ostfriesennerz, stehen barfuß im durchwässerten Sand.

Der Mann steht hinter dem Kind. Etwas nach vorn gebeugt, deutet er auf etwas in den Kinderhänden. Das Kind lehnt den Kopf ein wenig  zurück und spürt die Berührung.  

 

ich erkenne meinen vater.

ich erkenne mich.

ich sehe zugewandtheit, geborgensein und milde.

 

 

 

meine Mutter und ich stehen im abendlicht am windigen meeresstrand.

ich bin ein kind, und meine Mutter steht hinter mir.

wir halten einander hände.

ihr schalende wird hochgepustet.

ich schaue auf die gischt der wellen.

 

wir halten einander hände.

 

 

 

 

                      es gleicht einer art schwebezustand, wenn sich   beim  fahren auf der autobahn die wahrnehmung

von raum und zeit aufzulösen scheint.  wenn  sich  die  geschwindigkeit der eigenen fortbewegung aufhebt

im gleichbleiben der distanzen der fahrenden autos zueinander.     wie durch einen sog verbunden und gezogen,

 und  landschaft     sich immer wieder neu verschiebt. vorbeigleitet in

            ineinanderfließenden perspektiven, licht- und farbenspielen.    ich denke an zugvögel. denke an dich.

 weird fishes, radiohead. autobahn jülich-oberforstbach. 7:12h. sonnenschein

 

 

 

 

 

            

 

ich stecke mir die kalten füße unter die achseln und nippe an warmer milch

aus schönen brüsten.    lasse mir die stirn  streicheln, und das leben ist sorglos     schwergängig im

warm weichen wachs.

             das jahr mit dir zieht vorbei, wie ein zug in dem ich gern sitze, mit gedecktem tisch und kaltem.

 

ich trage meine kleider.    und schenk' dir täglich meine haut und stimme.

 

 

 

 

 

der haken steckt mir in der lunge.

und du?

schenkst mir schuhe.

 

 

 

 

 

 

dein lächeln von gestern steckt mir im herzen;  zwischen puppen und fäden  und resten von kokons.

  die falter wurden  aufgeschreckt,  schwirren nun in zeitlosen köpfen, die dann, an dich denkend, zurückkehren

zur brut.  sie zappeln und fingern, tingeln im senkflug durch mark und  knie.

               mein land wird weich. 

               ich bin nicht  mehr  mutig als du.

 

 

 

 

 

 

ich beiße deine zunge ab und küsse eine amsel. ob sie dann deine stimme hat?

ich denke,nein.

 

 

 

 

 du streichst mir flügel. es sind zwei linke.

 

 

 

 

 

mädchen, schrei nicht.

wir sind kein musikalisches nest.

warum bewegst du dich?

nichts  tut not

 

 

ich bin hungrig.

dann laß uns essen

aber ich bin so schwach.

    dann müssen wir uns essen lassen

 

 

 

 

 ich träumte von kindern in erde. unser zitronenbaum wurde befruchtet und zwei menschen gehen durcheinander.

dunkle bilder, zwischenzeiten.

ich schütte die blüten zu, damit die alten farben mich nicht wärmen. ich suche                flüchtiges  zu halten.

     doch dann, läßt auch es federn und kann begafft werden.

   wo lege ich es ab, wenn nicht dort?

 

 figurenspuren von zweien verschwinden.

 

 

 

so greift die eine nach dem kopf, der luftig lose über ihr, ihn wieder auf das fleisch zu schnallen. die andere jedoch,

schnappt schon nach den flügelstutzen, sich wieder in den wind zu geben.

 

 

gestrandet, sind wir dann im morgen. nebeneinander, mit verquollenen leibern voll von tränen und druckstellen.

 

 

 

 

                                                 heute trage ich keine fische mehr ans sonnenlicht zurück.

 

   

 

 

 

 

 du hast gestrickt. den mond in den taschen, faltete ich träume. dann hätte ich gerissen, sagst du. und

ich schmücke mich mit teer.   wurmland.

 

 

                      fish landing